Was KI-Stacks mit dem öffentlichen Sektor zu tun haben

Ich bin kürzlich über eine dieser typischen Tech-Grafiken gestolpert – von ByteByteGo. Zuerst dachte ich: spannend für Entwickler, aber nichts für Behörden. Dann hab ich nochmal hingeschaut.

Was diese Grafik zeigt – der sogenannte Generative AI Stack – ist im Prinzip ein Bauplan für moderne KI-Anwendungen.

Und: Wenn man ihn durch die Brille des öffentlichen Sektors betrachtet, wird klar: Das ist mehr als nur Technik. Das ist ein Werkzeugkasten für die digitale Transformation von Verwaltung, Bildung, Justiz, Gesundheit – kurz: vom Staat.

Und wenn wir die Open Source Variante danebenlegen, wird nochmal deutlicher, wie wichtig Transparenz und Souveränität dabei sind.


1. Cloud Hosting & Inferenz – das Fundament

Hier geht’s um die Rechenpower:
AWS, Azure, GCP, Nvidia – das sind die üblichen Verdächtigen.

Für den öffentlichen Sektor:
Cloud? Ja. Aber: kontrolliert, datenschutzkonform, skalierbar.
Sobald personenbezogene Daten oder sensible Prozesse ins Spiel kommen, braucht’s hohe Standards – und oft auch europäische oder souveräne Alternativen.

Open Source nah dran:
Containerisierung mit Kubernetes, Hosting auf Sovereign Cloud (z. B. von IONOS), oder eigene Hardware kombiniert mit Ollama für lokale Modelle.


2. Foundation Models – die Basismodelle

Hier sitzen die großen Sprachmodelle:
GPT, Claude, Gemini, DeepSeek, Mistral, Meta Llama, Gemma.

Für uns:
Sie bilden die Grundlage für Textverständnis, Entscheidungsunterstützung, Bürgerkommunikation.
Aber wichtig: Nicht alle Modelle sind offen nutzbar.

Open Source Varianten:
Llama 3MistralGemma 2PhiQwen – leistungsstark, auditierbar, lokal einsetzbar.

Genau hier entsteht digitale Souveränität:
Ein Modell, das wir selbst hosten und trainieren können – ohne Blackbox.


3. Frameworks – damit’s in der Praxis funktioniert

Hier wird gebaut.
LangChain, Hugging Face, PyTorch, TensorFlow, FastAPI – diese Tools verbinden Modelle mit echten Anwendungen.

Für Verwaltungen und staatliche Einrichtungen:
Hier entstehen digitale Assistenten, Chatbots, Formularhilfen, Recherchetools – direkt aus den Fachabteilungen heraus.

Alles Open Source.
Diese Tools sind frei nutzbar, anpassbar, auditierbar – und genau deshalb so wertvoll für Behördenprojekte.


4. Daten & Orchestrierung – KI mit Gedächtnis

Datenbanken wie Pinecone, Weaviate, Milvus, PGVector, FAISS machen KI kontextfähig.
Sie ermöglichen sogenanntes Retrieval-Augmented Generation – also: die KI greift gezielt auf Wissen zu, statt zu raten.

Für Behörden:
Ein Modell, das Verwaltungsvorschriften, Gesetzestexte, Fachverfahren semantisch durchsucht – und sinnvolle Antworten liefert.

Open Source Tools:
Weaviate, Milvus, PGVector, FAISS – top Lösungen, frei nutzbar und gut integrierbar in öffentliche IT.


5. Fine-Tuning – wir bringen der KI Verwaltung bei

Nicht jedes Modell versteht automatisch Fachbegriffe, Paragrafen oder Verwaltungspraxis.

Tools wie OctoMLWeights & BiasesHugging Face helfen, Modelle gezielt weiterzutrainieren.

Beispiel:
Ein Modell, das zwischen SGB II und SGB V unterscheiden kann – und weiß, was ein „Widerspruchsbescheid“ ist.
Das braucht Anpassung auf reale Daten.

🔹 Open Source Tools:
Hugging Face TransformersPEFTLoRA-TrainingOpenLLM – alles verfügbar und gut dokumentiert.


6. Embeddings & Labeling – Kontext statt nur Text

Hier geht’s darum, Texte so aufzubereiten, dass KI sie semantisch versteht.
Tools wie Nomic, JinaAI, Cohere, Scale AI unterstützen dabei.

Für Behörden bedeutet das:
Formulare, Anträge, Bescheide werden maschinenlesbar, klassifizierbar, durchsuchbar.

Open Source Alternativen:
NomicJinaAILLMWareHaystack – performant, modular, Open Source.


7. Synthetic Data – wenn echte Daten fehlen oder zu sensibel sind

Gretel, Tonic AI, Mostly AI – sie erzeugen realistische Testdaten, ohne echten Datenschutz zu gefährden.

Das ist Gold wert für Trainingszwecke – vor allem im Gesundheitsbereich oder Sozialwesen.

🔹 Open Source Tools:
SDV (Synthetic Data Vault)YDataMimesis – leistungsfähig und unter freier Lizenz nutzbar.


8. Model Supervision & Sicherheit – Vertrauen durch Kontrolle

Am oberen Ende: Tools wie WhyLabs, Helicone, Fiddler für Monitoring und LLM Guard, Garak, Arthur AI für Sicherheit.

Im öffentlichen Sektor nicht optional:
Transparenz, Nachvollziehbarkeit, Missbrauchsschutz sind Pflicht.
Egal ob Chatbot oder Fachverfahren – wir brauchen Sichtbarkeit.

Open Source Optionen:
TraceloopPromptLayerOpenLLM’s telemetryGiskard – bieten Metriken, Feedback-Loops, Sicherheitschecks.


Fazit:

Was zeigen uns diese beiden Grafiken?
Dass generative KI längst kein exklusives Innovationsthema mehr ist.
Sie ist strategisches Werkzeug – auch und gerade für den Staat.

Und Open Source?
Das ist der Schlüssel zur digitalen Eigenständigkeit.
Transparenz, Kostenkontrolle, Sicherheit – und vor allem:
Gestaltungsfreiheit.

Also: KI nicht einfach konsumieren – sondern souverän einsetzen. Offen. Kontrolliert. Für alle.

Vielen Dank!


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