Es geht um Sexismus, Kolonialismus und die Frage: Wer bestimmt eigentlich, welche Geschichten erzählt werden?

Liebe Leute,
ich bin mal wieder im Ludwig. Diesmal geht’s um ein Kunstwerk, das nicht nur groß ist, sondern auch gewaltig Wellen schlägt. Es geht um Kresiah Mukwazhi mit ihrem Werk Schultze Projects.
Diese Künstlerin nimmt sich nicht nur ein paar Stoffreste – sie nimmt sich die gesamte patriarchale Geschichte zur Brust und verarbeitet sie zu einem Monument der weiblichen Selbstermächtigung.
Kresiah Mukwazhi, geboren 1992 in Harare, hat eine beeindruckende Arbeit für das Museum Ludwig in Köln geschaffen – und nein, es ist kein gemütlicher Wandteppich für Omas Stube.
Mukwazhi versteht Kunst als visuelles Megafon gegen all das, was in patriarchalisch geprägten Gesellschaften schiefläuft: Sexualisierung, Diskriminierung, Marginalisierung. Und wie macht sie das? Mit einer riesigen Stoffarbeit aus – haltet euch fest – den Trägern und Verschlussbändern Tausender gebrauchter BHs. Das ist kein schlüpfriger Witz, sondern ein cleveres Statement über weibliche Kollektivität, Unterdrückung und die Spuren des Kolonialismus.
Denn genau darum geht’s auch: Das Material ihrer Arbeit – westliche Altkleider, die massenhaft nach Afrika exportiert werden – symbolisiert die immer noch bestehenden kolonialen Strukturen. Ihr Ziel? Die weibliche Kraft sichtbar machen und Frauen zurück auf den verdienten Thron setzen – also raus aus der Opferrolle, rein in die Königinnensphäre!

Und als ob das noch nicht genug wäre, trägt das Werk den Shona-Titel Shanduko nhema, was so viel bedeutet wie „Schwarze Rückforderung“, aber auch „Schwarze Lügen“. Ein Seitenhieb auf die kolonialen Narrative, die Afrika als unterlegen darstellten. Mukwazhi dreht den Spieß um und sagt:
„Leute, Schwarz ist nicht böse, nicht dunkel, nicht Außenseiter. Schwarz ist Power!“
Eine Arbeit, die konfrontiert und garantiert nicht einfach nur „schön“ sein will, sondern mit einer überwältigenden ästhetischen Kraft überzeugt – im Kleinen ein dicht gewobenes Narrativ, im Großen pure Monumentalität. Und das ist auch gut so.
Kresiah Mukwazhi hat hier etwas geschaffen, das nicht nur das Treppenhaus dominiert, sondern auch das Denken herausfordert.
Euer Lu.
