Lu // Beer Garden with Ash (von 2009) // Nicole Eisenman

Warten am Bahnhof. Köln oder Düsseldorf? Vielleicht auch Unna. Diesmal war es die neueste Ausgabe von Monopol. Warum Monopol? Titel! Titelseiten funktionieren immer noch, auch im Zeitalter des Internets. Es zeigt eine Person in einem Taucheranzug mit Taucherbrille. Kann auch nur eine sehr sehr coole Designerbrille mit Gesicht dahinter sein. Auf jeden Fall hat mich der Titel angesprochen. Monopol selbst habe ich noch nie gekauft und die Künstlerin des Tauchermenschen kannte ich auch nicht. Nie von Nicole Eisenman gehört.

https://www.monopol-magazin.de/warum-nicole-eisenman-die-coolste-malerin-der-gegenwart-ist

Nicole Eisenman soll ein Talent für provokante Kunstwerke haben, in denen Frauen sich gegenseitig lieben und Amazonen die Massenkastration feiern. Das ist nicht jedermanns Sache, aber ich bin mir sicher, dass es dafür einen Markt gibt!

Bei Wikipedia schnell noch die Basics zur Künstlerin geklärt: Eisenman wurde in Verdun, Frankreich geboren, weil ihr Vater dort stationiert war. Sie wuchs in New York auf und studierte Malerei in Providence. In ihrer neorealistischen Malerei formt Eisenman spielerisch aus verschiedenen Stil- und Kompositionselementen der Kunstgeschichte – von der Renaissance über die Historienmalerei bis zur Moderne – neue, zeitgenössische Aussagen. Dabei knüpft sie an ihren italienischen Malerkollegen Renato Guttuso (1912-1986) an. In ihre Kompositionen integriert sie Elemente der Medienkultur wie Comic-Zeichnungen, Pornografie, TV-Alltag und Werbung und eignet sich unterschiedliche Malstile an – etwa die pseudo-naiven Darstellungen eines Henri Rousseau, die Schreckensmotive Goyas oder die Gesellschaftskarikaturen von Georg Grosz und James Ensor – und zeigt so eine Vielfalt an Perspektiven auf.

Leute, schaut euch dieses Kunstwerk von Nicole Eisenman an! „Beer Garden“ ist ein echter Hingucker! Es zeigt eine Szene in einem Biergarten mit all diesen verrückten Figuren und Charakteren, die umeinander herumstehen und ihre eigenen Geschichten erzählen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bal_du_moulin_de_la_Galette
https://artmap.com/koenigandclinton/exhibition/nicole-eisenman-2009

Da ist dieser Typ im Unterhemd, der sein in die Jahre gekommenes Handy lustlos in den Schoß fallen lässt und völlig unmotiviert und gedankenverloren links und rechts gleichzeitig am Betrachter vorbeischaut. Sitzt da rum, ganz in seiner James-Dean-Welt versunken, mit seinen muskulösen Schultern. Stundenlang schweben er und sein Kommilitone im grünen Ganzkörperanzug schweigend durch den Sommerabend.

Noch am selben Tisch finden wir die Romantiker. Zwei sich liebende, ineinanderfließende Körper, bierdurchtränkt und zutiefst glücklich. Ein klassisches Räubergesicht direkt darüber gemalt, immer bereit, das nächste besoffenen Hipster-Portemonnaie zu fingern. Matrose und Kapitän Limonadenschlürfend unter kringelig beleuchteten Baumstämmen.

Ein Durcheinander wie beim „Bal du moulin de la Galette“. Das Ganze hat etwas Ausgelassenes, ist nicht schräg, nicht besonders cool, könnte irgendwo im Foyer eines Multiplex-Kinos hängen. Wartende Kinobesucher würden im Wimmelbild nach bekannten Gesichtern suchen, mehr nicht. Kein Geniestreich. Aber schön, dass es das Bild gibt und noch schöner, dass ich es sehen durfte. Danke Nicole.

Dein Lu


Beitrag veröffentlicht

in