Digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung durch Low Code

Was versteht man unter digitaler Souveränität?

Dass die digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung gestärkt werden muss, darüber scheint sich der gesellschaftliche Diskurs einig zu sein. Auf die Fragen, was digitale Souveränität ausmacht und wie dieses Ziel erreicht werden kann, gibt es jedoch weniger eindeutige Antworten.

Wer sich mit dem Thema digitale Souveränität auseinandersetzt, stößt auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Definitionen: Häufig wird digitale Souveränität als eine Unabhängigkeit von Lizenzverträgen mit großen Softwareanbietern, wie etwa Microsoft, verstanden. Anstelle der Bindung öffentlicher Behörden an kommerzielle Softwareanbieter, wird eine verstärkte Verwendung von Open-Source-Lösungen beworben. Andere Definitionen von digitaler Souveränität betonen wiederum besonders die Hoheit, sensible Daten selbstständig speichern und nutzen zu können – auch als Datensouveränität bekannt.

Ich verstehe digitale Souveränität jedoch mehr als Ausdruck einer menschlichen Fähigkeit, digitale Lösungen eigenständig zu entwickeln und anzuwenden. Um langfristig zu gewährleisten, dass die öffentliche Verwaltung ihren Bürgern innovative digitale Leistungen anbieten kann, ist die Handlungsfähigkeit der Verwaltungsangestellten insoweit zu stärken, als dass sie Softwareanwendungen zukünftig mit nur geringem externen IT-Support bedienen, pflegen und kontinuierlich weiterentwickeln können. Wir vertreten daher die Auffassung, dass die Befähigung der Mitarbeiter, souverän mit digitalen Anwendungen umzugehen, viel stärker in den Fokus der Debatte um digitale Souveränität gerückt werden sollte.

Digitale Souveränität der Verwaltung durch Low-Code-Ansätze

Eine Möglichkeit, die digitale Souveränität der Mitarbeiter und somit der öffentlichen Behörden zu stärken, ist der vermehrte Einsatz von Low-Code-Plattformen in der Softwareentwicklung. Im Vergleich zu klassischen Entwicklungsprozessen wird bei einem Low-Code-Vorgehen die Software gemeinsam von Businessanalysten (sprich Referenten oder Mitarbeitern des Fachbereichs) und Entwicklern konzeptioniert. Anstelle der reinen Beschreibung durch den Fachbereich für die IT, welche Anforderungen eine Software im Fachverfahren erfüllen muss, entwickelt der Fachbereich die Anwendung selbstständig. Dies ist möglich, da Low-Code-Ansätze auf einer Modellierungsplattform basieren.

Konkret bedeutet das, dass im Low-Code-Verfahren eine Anwendung durch die Kombination von Modellen entsteht. Low-Code-Plattformen bieten einen Pool an verschiedenen Modellen, die vorprogrammierte Elemente und Funktionen beinhalten, die entsprechend dem Baukastenprinzip ausgewählt und zusammengestellt werden müssen. Die separate Codierung und Programmierung fachlicher Funktionen wie in der klassischen Softwareentwicklung entfällt daher. Dies wiederum ermöglicht es, dass auch Mitarbeiter ohne Programmierkenntnisse bereits nach einer kurzen Einführung den fachlichen Teil einer Anwendungen selbstständig bauen und verwalten können. Entwicklungsleistungen beschränken sich auf nicht fachliche Aspekte der Anwendung, wie beispielsweise deren Integration in Systemlandschaften.

Daher bieten Low-Code-Ansätze den großen Vorteil, dass der fachliche Experte in der Lage ist, die Anwendung passgenau und nutzerzentriert aufzubauen und später auch weiterzuentwickeln. So können Fehlentwicklungen verhindert und der Entwicklungszeitraum einer Anwendung stark verkürzt werden.

Zudem befähigt die eigenständige Entwicklung Mitarbeiter dazu, die gebaute Anwendung auch zukünftig weiterzuentwickeln und anzupassen, ohne dass ein externer IT-Dienstleister beauftragt werden muss, um Änderungen vorzunehmen. Dies ist besonders in Anbetracht des eklatanten IT-Fachkräftemangels der öffentlichen Hand ein großer und wichtiger Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit der Verwaltung – sprich in Richtung digitale Souveränität.

Fazit

Um die digitale Souveränität der Verwaltung zu stärken, bedarf es der Befähigung der Verwaltungsmitarbeiter, digitale Anwendungen zukünftig selbstbestimmt zu entwickeln und zu pflegen. Da Low-Code-Plattformen auf Grund ihres modellbasierten Ansatzes Sachbearbeitern die Möglichkeit geben, große Teile digitaler Anwendungen ohne explizite Programmierkenntnisse zu entwickeln, stellen sie eine ideale Lösung dar, um die Handlungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung im Umgang mit der Digitalisierung zu steigern, den Unterstützungsbedarf durch IT-Dienstleistern zu reduzieren und ihr Souveränität zu verleihen.

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