Lu // Miriam Cahn // 1 Woche London, 6.9.-11.9. 1996

Also, wer zur Hölle ist Miriam Cahn? Keine Ahnung, oder? Bis vor einem Jahr hätte ich auch nur mit den Schultern gezuckt. Ich meine, ich häng ja nicht gerade in Kunstkreisen ab, wo man beim Tässchen Jasmintee über die neuesten Trends in der Gegenwardsmalerei quatscht. Frag mal irgendwen auf der Straße, die meisten werden wahrscheinlich denken, du redest von einer neuen Bio-Müslimarke oder so. Aber, Leute, was die Frau auf die Leinwand bringt, ist echt nicht von schlechten Eltern.

Kunsthalle Emden

Letztes Jahr bin ich mal nach Emden gefahren, um mir was aus Nannens Sammlung anzuschauen. Und da, im Obergeschoss der Kunsthalle, BÄM! Bilder von Miriam Cahn. Hat mich direkt umgehauen. Dieser Ausdruck, diese Farben, diese… Skurrilität. Als hätten die abgebildeten Silhouetten eine Party gefeiert und die Leinwand hat den Kater danach. Diese verstörenden Werke mit ihren rätselhaften Gesichtern und verschwommen leuchtenden Sinnesorganen. …Einfach mal hingehen und auf euch wirken lassen.

Kunsthalle Emden

Die Farben, Leute, erinnern mich an die Zeit, als mir jemand vorwarf, ich würde „das“ Blau nicht kennen. „DAS“ Blau… Yves Klein-Blau, klar. Damals hab ich nur mit den Augen gerollt. Aber als ich dann vor den Klein-Werken stand, dachte ich nur: „Wow, das knallt dir ja direkt ins Gesicht!“ Nicht nur die Farbe, sondern diese ganze Energie. Und genau das Gefühl hatte ich auch in Emden vor den Cahn-Werken. Nur mit Gesichtern. Als ob die Farben allein nicht schon genug wären.

Jetzt zeigt das Museum Ludwig in Köln Ausstellung, unter anderem mit einem Bild von Cahn, und ich dachte sofort an Emden. In Köln wurde das Bild irgendwie anders präsentiert, hatte eine ganz andere Wirkung. Muss echt mal ein Lob an Emden aussprechen – ihr Kuratoren da, ihr habt nicht nur ein schickes Haus, ihr wisst auch, wie man Kunst richtig geil in Szene setzt!
Aber ich muss auch sagen, das Bild in Köln ist auch anders. Es wurde auf weißem Grund gemalt, farblich noch reduzierter, irgendwie… weniger intensiv. Wenn man in Emden war, kann man Köln eigentlich keinen Vorwurf machen. Das Bild kommt da einfach nicht ran, kann aber auch am Umfeld liegen. Neben dem relativ kleinen Bild hängt ein riesiges von Guyton und ein bisschen weiter der glitzernde Ballermann von Kerry James Marshall.


Ich bin raus.
Euer Lu


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