LU // Claes Oldenburg // Giant Pool Balls

Leute, Leute, Leute. Die Sache mit Claes Oldenburg und mir? Anfangs eher wie die Beziehung zwischen einem Gourmet und Fast Food – mit Skepsis betrachtet und mit Vorsicht genossen. Die umgekippte Eistüte in Köln, die gigantischen Poolkugeln, die da so unvermittelt in der Landschaft rumstanden, und natürlich die Kirsche und die Säge. Sah alles für mich aus wie der Versuch, den Kunstolymp mit einem Gag zu erklimmen.

Dann, Mitte der 80er, diese Begegnung am Aasee in Münster: Drei Betonkugeln, anscheinend zufällig in der Landschaft platziert, die in meiner jugendlichen Erinnerung mit Graffiti verziert waren. Noch heute denke ich bei den Kugeln an den Song von Silbermond mit der Textzeile: „„Ich werd’ die schlechtesten Sprayer dieser Stadt engagier’n – Die soll’n nachts noch die Trümmer mit Parolen beschmier’n“. Heute habe ich meinen Frieden mit dem Kunstwerk am See.

Die ganze Oldenburg-Nummer mit den Plastikskulpturen? Erinnert mich an diese ambitionierten Motto-Minigolfplätze aus Polyester, die verlassen im Regen stehen, während die Zeit und die Elemente ihr unerbittliches Spiel treiben. Plastik trifft auf UV-Strahlung und Winterfröste – klingt eher nach einem Gesellschafts-Experiment. Wie lange hält der Sauerländische Ortskern die verlassene Minigolfanlage noch aus, bevor die Dorfältesten das Ordnungsamt benachrichtigen würden.

Aber, und das ist der Clou, irgendwann fand ich tatsächlich meinen Frieden mit Oldenburg. Vielleicht ist es die Art und Weise, wie er Alltagsgegenstände in epische Skulpturen verwandelt, die einen zweiten Blick wert sind. Neben den Schwergewichten der Pop Art wie Warhol und Lichtenstein, hat Oldenburg es irgendwie geschafft, Kunst zurück auf die Straße zu bringen, und zwar so, dass man nicht anders kann, als stehen zu bleiben und zu staunen.

Ja, dann die Geschichte mit dem schwedischen Lichtschalter im Museum Ludwig. Auf Fotos sieht das Ding aus, als wäre es das achte Weltwunder. Aber stehst du davor, spürst du den Drang, den Staubwedel zu schwingen und das arme Ding aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Die Schwerkraft und die Spuren der Zeit haben ihre Arbeit geleistet, und was bleibt, ist der verzweifelte Versuch, die Dinge wieder geradezubiegen – ein Kampf gegen Windmühlen.

Und jetzt? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr faszinieren mich diese in die Jahre gekommenen Kunstwerke. Oldenburgs Ideen, seine umgestürzte Eistüte, seine überdimensionalen Lichtschalter – sie haben irgendwas. Etwas, das bleibt. Vielleicht ist es die Erkenntnis, dass wahre Kunst nicht altert, sondern reift. Und wer weiß, vielleicht ist genau das der Grund, warum ich heute, mit einem Lächeln im Gesicht, diese Geschichte erzähle.

Liebe Leute, geht mal wieder ins Museum und bringt nen Staubwedel mit.
Lu


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