LU // LWL Nudes // Roussel und Barkley L. Hendricks

Also Leute: Das LWL-Museum hat diese Ausstellung am Start, nennt sich „Nudes“. Die LWL-Leute haben sich die Kracher von der Tate geschnappt und mit eigenen Werken gemixt und zeigen jetzt, wie die Nacktheit durch die Zeiten hinweg die Leute zum Quatschen gebracht hat. Denkt an Matisse mit einem Frauenrücken dreimal in Bronze gegossen, Picasso mit einer Frau im roten Sessel, Roussel mit dem „Reading Girl“ und Barkley L. Hendricks mit dem coolsten Typen ever. – Jeder auf seine Weise. Und alle nackt.

Und jetzt kommt’s: Früher war Nacktheit mega in Schubladen gepackt, voll old school und immer schön historisch korrekt. Aber dann – Bäm! – Moderne Kunst kickt rein, und die Künstler werden wild. Die fangen an, Nacktheit so zu zeigen, wie sie Bock haben: im eigenen Kämmerlein, ungeschönt, real.

Aber halt, ab den Siebzigern wird’s erst richtig spicy: Nacktheit wird politisch. Feminismus, Emanzipation – die ganze Bandbreite. Und Fragen kommen auf: „Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen?“

Bei diesem Thema angelangt, lohnt es sich, einen Blick auf die Neuerungen zu werfen – neue Zeiten bringen neue Formen der Nacktheit und vor allem neue Künstlerinnen mit sich. Ja, richtig gehört. Das LWL-Museum fällt nicht in die Falle. Statt dem alten Lied von wegen „Männer machen Kunst, Frauen schmücken die Wände“, haben die jetzt was auf dem Kasten. Da kommen Namen wie Magda Cordell, Marlene Dumas und Vanessa Bell ins Spiel. Frischer Wind in den Segeln der Kunstgeschichte – und das schlägt ein, direkt ins Mark.

Und dann diese zwei Bilder. Da ist einmal „The Reading Girl“ 1886-1887 von Theodore Roussel. Alter Schwede, das Bild ist alt, aber gib dem Mädel nen iPhone und schwuppdiwupp ist sie im Hier und Jetzt – cool und zeitlos, entspannt auf einem Stuhl sitzend, ihren Kimono locker über den Gartenstuhl geworfen. Ein fetter goldener Rahmen drumherum und die Wand in einem tiefen Marineblau – fertig ist die perfekte Präsentation.

Photo: Lu

Aber halt, da ist noch mehr: Ein Bild von Barkley L. Hendricks, 1974. Ein schwarzer Mann, lässig wie er leibt und lebt, chillt auf einem Sofa, einfach nackt – fast. Bis auf die Brille und einer Pfeife. Hendricks hat’s mit dem Titel so direkt gemacht, dass das Museum sich genötigt sah, einen Disclaimer zu platzieren. Ja, das sind wir, unsere Zeit, unser Diskurs. Aber das Bild, das ist so viel mehr als sein Kontext. Da sitzt er, der Typ, cool und selbstbewusst, in einer Pose, die sagt: „Hier bin ich, was geht?“ Hemd locker aufs Sofa geworfen.

Ein Déjà-vu? Hatten wir das nicht schon bei dem Bild von Roussel? Sofa, Nacktheit, Lässigkeit und ein Kleidungsstück in der Ecke – klar, deshalb passen die Bilder so gut zusammen.

Heute war einfach ein guter Tag, und das Museum hat sich wirklich hübsch gemacht. Die Beleuchtung der Bilder ist fast blendfrei; von mir gibt’s glatte 5 Sterne.

Also, wenn ihr mal richtig was für’s Auge und für’s Hirn wollt, dann ab ins LWL-Museum. Bringt euch bei, wie Kunst echt funktioniert – nackt, ehrlich und ohne Filter.

Euer Lu

Photo: Lu
LWL Museum Münster

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