LU // Elaine Sturtevant // Flower Painting mit-ohne Andy

Also, Leute, haltet euch fest, jetzt kommt eine Story, die ist so abgefahren, die glaubt ihr nicht! Ich steh ja total auf Warhol, diese knalligen Blumen, so richtig schön in die Fresse – BAM! – das ist Kunst, die knallt. Aber halt, stopp, nicht so schnell, jetzt kommt’s: Das Bild, das ich so abfeiere, ist gar kein Warhol. Verwirrt? Solltet ihr sein, denn das ist ein Sturtevant! Ja, genau, Elaine Sturtevant, die Queen der Postmoderne aus den USA, hat das Ding gemacht.

Foto: Lu 2024

Die Frau hatte es drauf, sag ich euch. Sie hat sich nicht einfach nur inspirieren lassen, nein, sie hat die Kunstwerke der ganz Großen kopiert. Aber nicht so 08/15 mäßig, sondern richtig strategisch. Plagiat? Kopie? Fälschung? Pah, so einfach ist das nicht. Sturtevant hat die Kunstwerke nicht nur eins zu eins nachgemacht, sie hat sie sich unter den Nagel gerissen und dann auch noch frech ihre eigene Signatur druntergesetzt.

Und jetzt kommt der Clou: Sie hat sich die Werke von den richtig dicken Fischen geschnappt – Andy Warhol, Marcel Duchamp, Joseph Beuys – und ist so auf deren Ruhm mitgesurft. Clever, oder? Dann hat sie sich an Warhols „Flower Painting“ rangemacht. Und, Leute, die Story ist vielleicht nicht historisch korrekt, aber sie ist zu gut, um sie nicht zu erzählen.

Aus dem Ausstellungsvideo: Museum Ludwig
1000 … miles to the edge – Kasper König
11. Novem­ber 2023 – 17. März 2024


Sturtevant wollte das Bild kopieren, aber warum sich abrackern und malen, wenn’s auch einfacher geht? Nach der Legende hat Warhol ihr einfach die Siebdruckvorlagen gegeben. Elaine erzählt: „Warhol was very Warhol. ‚Wow Elaine‘, and he gave me the screen for the flower.“ Zack, hat sie die Vorlagen genommen, das Bild auf ihre Art gemacht, auf der Rückseite signiert, und schwuppdiwupp war es ein echter Sturtevant. Einfach genial, dieser Aneignungs-Coup!

Aus dem Ausstellungsvideo im Museum Ludwig
1000 … miles to the edge – Kasper König
11. Novem­ber 2023 – 17. März 2024


Und Kaspar König erzählt beim Aufbau seiner Ausstellung im Museum Ludwig: Er hat sich dieses Bild vor ca. 30 Jahren auf einer Kölner Kunstmesse gekrallt – damals für schlappe 4000 Mark. Heute? Könnte das Teil halbsoviel wert sein wie ein echter Warhol. Was lernen wir daraus? Der Wert des Bildes ist durch die Decke gegangen. Ist das jetzt cool oder einfach nur verrückt gelaufen? Egal.

Eigentlich hat Sturtevant damit die ganze moderne Kunstszene aufgemischt. Sie hat das ganze Gedöns um Kreativität und Originalität einfach mal untergraben und war damit vielleicht sogar innovativer als ihre Zeitgenossen. Ein komplett neuer Ansatz.

Und wisst ihr was? Das Ganze mit der Aneignung, das Aufspringen auf den Zug eines Stars, das ist heute im Social Media alltag. YouTube-Videos von Stars kommentieren und darauf wieder Reaktionsvideos machen und das ganze nochmal aufkochen und Imitieren – kennen wir alles. Aber damals? In der Kunst? Das war neu, das war revolutionär, und Sturtevant war damit ihrer Zeit weit voraus. Einfach krass, oder?

Ich bin raus.
Euer Lu


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