Münster: Ein blauer Schwamm
Also, erst mal: Das LWL-Museum in Münster ist ja bekannt dafür, dass es ein ziemlich cooles und vielseitiges Portfolio hat. Die haben von mittelalterlichen Altären bis zu moderner Kunst alles. Aber wie kommt jetzt so ein Blauschwammdings von Yves Klein da rein?
Dieser ganze Blau-Hype um Yves Klein ist mir immer auf den Keks gegangen. Aus Prinzip. Echt jetzt, einfach ein bisschen Pigment aufs Bild knallen und dann groß verkünden, dass das Kunst ist? Kam ich nie mit klar. Klar, es ist schon ein Coup, sich dieses Blau patentieren* zu lassen, und dann einen Kunstkritiker darüber schwelgen zu lassen, und im Endeffekt nichts anderes mehr zu machen – schon cool, vielleicht sogar genial.
Aber dann, Leute, dann war ich in Münster und hab diesen Schwamm gesehen, natürlich voll im Yves-Blau getunkt. Und was soll ich sagen? Der Yves hat mich doch glatt gekriegt. Dieses Ding, klein und fein, unter einer Plastikhaube, und es geht so richtig ab. Nicht nur, dass es in diesem speziellen Blau leuchtet, das Ding hat eine Ausstrahlung, die sagt: „Schau her, ich bin mehr als nur ein getränkter Schwamm.“
Und plötzlich stand ich da und habe meine Meinung über Y.K. revidiert. Ja, auf den ersten Blick könnte man meinen, es sei einfallslos, immer dasselbe zu machen. Aber dieses eine Ding, dieses Blau, hat irgendwie die Macht, dich in den Bann zu ziehen. Es ist, als ob Klein mit jedem blauen Schwamm, jedem blauen Bild, einen eigenen Kosmos erschaffen hat, der so simpel und doch so tief ist.
Also ja, vielleicht war all der Rummel um das Blau und Klein doch nicht so übertrieben. Vielleicht ist es die Art, wie er dieses eine Element – das Blau – genommen und ihm so viele Bedeutungsschichten verliehen hat, die das Ganze genial macht. Als ich da vor diesem blauen Schwamm stand, dachte ich: „Okay, Yves, du hast mich. Ich bin jetzt offiziell ein Fan.“ Und nicht nur von dem Schwamm, nein, seine Bilder haben es mir plötzlich auch angetan.
Eben noch genervt vom Blau-Hype, und im nächsten Moment stehe ich da, komplett bekehrt, dank eines kleinen blauen Schwamms in Münster. Yves Klein, du raffinierter Hund, du hast es geschafft.
Wie war das nun nochmal mit dem Klein?
Stellt euch vor, der Yves zieht 1955 nach Paris, richtig große Künstlermove, ne? Der fängt an, mit nur einer Farbe zu malen. Aber nicht irgendeine Farbe, nein, wir reden hier über das Ultra-Ultra-Ultramarinblau. So intensiv, dass man quasi in seine Bilder reingezogen wird, als hätten sie eine eigene Schwerkraft. Und der Yves? Der lässt sich dieses krass intensive Blau auch noch patentieren*! Stellt euch vor, jemand kommt und sagt: „Hey, diese Farbe? Meins. Nur ich darf die so nutzen.“ Absoluter Powermove.
Dann knallt Yves 1955 seine ersten Monochrome auf ne Ausstellung, und wer steht da im Publikum? Pierre Restany, ein Kunstkritiker, der direkt voll das Fanboy-Herz für Yves entwickelt. Die beiden werden ein Dreamteam: Yves malt das Blau, Pierre redet drüber, als hätte er gerade das achte Weltwunder entdeckt.
1956 geht’s dann richtig los. Yves ballert seine Monochrome in Galerien von Paris bis Mailand.
6 Jahre später, Leute, Drama pur: Yves heiratet, kriegt nen Sohn, aber stirbt mega jung mit 34 an einem Herzinfarkt. Ein Leben wie ein Rockstar – nur mit mehr Blau. RIP.
Ich hab‘ da mal ne Mio.
Leute, Leute, Leute: Da wird ein Schwamm – ja, richtig gehört, ein Schwamm – für 1,2 Millionen Euro verhökert. Die Auktion bei Lempertz in Köln hat gezeigt, dass manche Leute echt mehr Geld haben, als sie wissen, wohin damit.
Jetzt mal ehrlich, wer von uns würde nicht gerne 1,2 Millionen für einen Schwamm ausgeben? Ich mein, klar, man könnte auch eine kleine Insel kaufen, einen Sportwagen oder vielleicht ein paar ordentliche Wohnungen in der Innenstadt.
Und die ganze Sache lief ab wie bei einer Ebay-Auktion für eine seltene Pokémon-Karte. Bis 850.000 Euro flutschten die Gebote nur so durch den Saal und das Internet. Dann wurde es ein bisschen zäh, aber nach ein paar lockeren Sprüchen hat jemand tatsächlich den Buzzer gedrückt und gesagt: „Jo, hier, eine Million, pack das Ding ein.“
Der Käufer musste dann noch Aufgeld drauflegen, weil Kunstauktionen quasi wie Ryanair sind: Der Ticketpreis ist nur der Anfang. Am Ende hat das Ganze dann 1,220,000 Euro gekostet. Für einen Schwamm.
Diese ganze Geschichte zeigt mal wieder: Kunst ist verrückt. Und die Leute, die sie kaufen, manchmal noch ein bisschen verrückter. Aber hey, wenn du das Kleingeld hast, warum nicht? Im Endeffekt ist es doch so: Ein bisschen mehr Blau im Leben hat noch niemandem geschadet.
*) Das Nicht-Vielleicht-Patent: International Klein Blue (IKB)
Also, Freunde, haltet euch fest, denn die Story mit Yves Klein und seinem sagenumwobenen International Klein Blue (IKB) ist so verworren, dass man meinen könnte, sie stammt aus einer Folge „Kunst und Krimi“. Klein, der Meister des Ultramarins, hat uns alle ein bisschen an der Nase herumgeführt – oder vielleicht auch nicht, wer weiß das schon so genau?
Da dachte die ganze Welt: „Wow, der Yves, der hat sein eigenes Blau patentiert! Ein echter Visionär, ein Pionier des geistigen Eigentums!“ Aber halt! Bevor wir den roten Teppich ausrollen und Champagnerkorken knallen lassen, kommt der Plottwist: Es gab nie ein Patent. Ja, ihr habt richtig gehört. Kein amtliches Dokument, kein bürokratischer Segen, niente, nada, nix!
Was der Yves stattdessen gemacht hat, war, er hat seine geniale Formel, dieses überirdisch leuchtende Blau, auf ein Stück Papier gekritzelt, das Ganze in einen Umschlag gesteckt – den berühmten Soleau-Umschlag, benannt nach dem französischen Erfinder Eugène Soleau – und dachte sich: „So, ab damit zur Behörde, die sollen mal schön den Stempel draufdrücken.“ Der Clou an der Sache? Dieser Umschlag ist quasi wie ein Tagebuch für Erfinder. Du schickst eine Kopie hin, behältst eine und voilà, dein Geniestreich ist datiert.
Aber jetzt kommt’s: Die Behörde, bei der unser lieber Yves seinen magischen Blau-Umschlag eingereicht hat, hat den irgendwie verschlampt, verloren, verlegt – wer weiß das schon. Das Dokument, das beweisen sollte, dass Klein der absolute Boss in Sachen Blau war, ist weg. Zack, weg, als hätte es nie existiert.
Und hier ist der kicker: Selbst wenn der Umschlag noch da wäre, ein Patent wäre das trotzdem nicht gewesen. Nein, nein, der Soleau-Umschlag ist mehr so eine Art Ehrenurkunde. „Glückwunsch, du hattest eine Idee!“ Aber von wegen exklusive Rechte, Monopol auf Blau oder „nur ich darf das nutzen“. Nada. Mit dem Soleau-Umschlag kannst du im besten Fall beweisen, dass du der Erste warst, der sich was gedacht hat. Aber das ist auch schon alles.
Kurz gesagt: Yves Klein und sein IKB? Eine geniale Idee, sicher. Aber patentiert? Pustekuchen. Das war mehr ein „Ich markiere das mal für mich und hoffe, dass keiner nachfragt“. Kunstgeschichte, Leute, manchmal ist sie eben auch ein bisschen wie eine Detektivgeschichte – nur mit mehr Blau.
Ich bin raus.
Euer Lu