Ein Plädoyer für Softwaresouveränität

Hamarz Mehmanesh schreibt im aktuellen Behörden Spiegel-Newsletter (Nr. 1.048 Februar 2021) zum Thema Softwaresouveränität.

In der Diskussion um digitale Souveränität nimmt der Umgang mit Daten einen zentralen Platz ein. Das zeigt nicht zuletzt die kürzlich veröffentlichte Datenstrategie der Bundesregierung. Sie sieht eine Reihe von Maßnahmen vor, um die Datenkompetenz von Gesellschaft und öffentlicher Verwaltung zu erhöhen. Der Vorstoß ist wichtig und richtig. Er rückt aber ein anderes Hindernis der digitalen Transformation in den Hintergrund: Wir brauchen in der öffentlichen Verwaltung nicht nur eine höhere Datenkompetenz, sondern auch eine höhere Softwarekompetenz.

Was heißt das genau? Softwarekompetenz bedeutet nicht nur, Software bedienen zu können. Mitarbeitende der Verwaltung sollten vielmehr in der Lage sein, Software für ihre jeweiligen Fachverfahren eigenständig weiterzuentwickeln. Diesem Ziel der Softwaresouveränität oder fachlichen Souveränität liegt ein einfacher Gedanke zugrunde: Digitalisierung sollte vom Fachbereich ausgehen. Nicht von der IT. Dafür muss nicht jeder Verwaltungsangestellte zum Programmierer werden. Ganz im Gegenteil. Es sollte passende Werkzeuge geben, mit denen Fachexperten ohne Programmierung Inhalte ihrer Fachdomäne eigenständig verwalten. Mittlerweile gibt es eine Reihe technischer Verfahren wie Low Code und modellbasierte Softwareentwicklung, die genau darauf abzielen. Was viele nicht wissen: Diese Verfahren lassen sich nicht nur auf kleine Apps anwenden, sondern auch auf komplexe Fachverfahren, die den Herzschlag der öffentlichen Verwaltung bilden. Das Potenzial von Softwaresouveränität ist gewaltig. Um es auszunutzen, ist jedoch ein Paradigmenwechsel nötig. Wir müssen die Art und Weise verändern, wie wir Software entwickeln, wie Fachanwender dabei einbezogen werden, und wie Anwendungen langfristig anpassbar bleiben. Erst wenn uns das gelingt, können wir von einer tatsächlichen digitalen Souveränität der Verwaltung im Sinne einer selbstbestimmten Ausübung ihrer Rolle in der digitalen Welt sprechen.

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